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Amsterdam ‒ Sommerlicher Kurztrip nach Holland

Amsterdam ist eine Stadt, die sich prima „ergehen“ und erschmecken lässt. Deshalb unternehmen wir einen ausgiebigen Stadtrundgang durch die holländische Hauptstadt. Er führt uns vorbei an sehenswerten, leckeren und absurden Highlights wie antiken Bordellen, besetzten Häusern und heiligen Dachböden. Kommst Du mit?

Stadtrundgang Nr. 1: Free Tour of Amsterdam

Du kennst mich: ich fange jede Städtereise mit einem Stadtrundgang an. Auf diese Weise kann man sich ein gutes Bild von der Lage der Stadt verschaffen und sich die Highlights merken, zu denen man nochmals in Ruhe zurückkommen möchte. In Amsterdam ist das nicht anders.

Mit einer Portion Poffertjes, typisch holländischen Mini-Pfannküchlein, frischen Erdbeeren und Schokosoße in unseren Bäuchen, geht es auf zu einem 3-stündigen Stadtrundgang. Von den gefühlt 15 Touranbietern, die ich verglichen habe, haben wir uns für die Free Tour of Amsterdam von Sandemans Neweurope entschieden. Eine gute Wahl, finden wir hinterher beide!

Zu meiner Schande gestehe ich Dir, dass ich während der kaum Fotos gemacht habe. Es mag daran liegen, dass bei knapp 35 Grad schon am Vormittag erste Ausfallerscheinungen auftreten. Oder dass die Führung derartig spannend ist und ich mit dem Übersetzen für Papa so beschäftigt, dass dafür keine Zeit mehr blieb.

Immerhin: Dies ist das Rathaus, das aufgrund historischer Wirrungen (Napoleon hatte seine Finger im Spiel) inzwischen Königlicher Palast heißt…  

 …hier ist eines der schmalsten Häuser Amsterdams…  

… bei Broodje Bert gibt es hervorragende (!) Sandwiches…

Stadtrundgang Nr. 2: das alternative Amsterdam

Schon auf dem Weg zum Treffpunkt für unseren alternativen Stadtrundgang stolpern wir über derart photogene Grachten, dass es ein reiner Augenschmaus ist. Bei strahlendem Sonnenschein und blauem Sommerhimmel begeben wir uns zum Treffpunkt

Vom Amsterdamer Dam aus, dort wo mit dem Bau des ersten Damms die Gründung und Landgewinnung Amsterdams im 13. Jahrhundert begann, startet unser alternativer Stadtrundgang. Die amerikanische Führerin Kaylee zeigt uns ein wenig Street Art (in der Innenstadt gibt es sie kaum, weil die Fassadengestaltung von der Stadt Amsterdam streng geregelt wird)…  

… führt uns durch die engen Gassen des Rotlichtviertels (wo man keine Fotos machen darf, um die Privatsphäre der arbeitenden Ladies zu respektieren…  

… zur Oude Kerk, der alten Kirche.  

Die steht inmitten von Bars und Schaufenstern, in denen die Prostituierten ihr Geld verdienen. „Wieso?“ fragt man sich. Die Antwort macht vor dem historischen Hintergrund total Sinn: Seemänner, oft nur für wenige Stunden auf Landgang, hatten zwei klare Prioritäten: Entspannung in den Armen einer Frau und alkoholische Druckbetankung. Damit mann der zuhause wartenden Ehefrau (und Gott) gegenüber kein schlechtes Gewissen zu haben brauchte, bot die Kirche ein All inclusive-Sündenvergebungspaket an – gegen saftige Bezahlung, versteht sich.

Einige Grachten weiter erfahren wir etwas über die aktive Hausbesetzerszene in den 1960/70er-Jahren – und überlegen uns kurzfristig, ob wir spaßeshalber eines besetzen wollen. Voraussetzung: 48 Stunden darin verbringen und eine feste Bettstatt (= Matratze) dort haben. Zeitlich wäre der Rahmen vor dem Rückflug machbar, wie entscheiden uns trotzdem dagegen. Schließlich gibt es noch so viel von Amsterdam zu entdecken und das ist alles draußen… Hier ist eines der letzten besetzen Häuser in Amsterdam:  

Als wir uns von Kaylee verabschiedet haben, gibt es zur Stärkung ein großartiges Baguette mit altem Gouda, Trüffelmayonnaise und Senfgürkchen. Und lecker Cappuccino.

Beim Weiterschlendern zieht es uns in einen (der vielen Läden), in denen man Käse verkosten (!) und kaufen kann. So probieren und futtern wir uns durch bestimmt 15 Käsesorten: Gouda mit Trüffel, Fleur de Sel, Kümmel, unterschiedliche Reifungszeiten und und und. (Ich beichte: von manchen Sorten habe ich tatsächlich mehrfach „probiert“.)  

Päuschen im Blue Amsterdam über den Dächern der Stadt

Zum Ausruhen steuern wir das Café/Restaurant Blue Amsterdam an. Gut versteckt liegt es, nur erreichbar über einen Glasaufzug in der Einkaufspassage „Kalvertoren“.

Oben erwartet uns ein traumhafter 360-Grad-Blick über die Dächer von Amsterdam. Und ein hausgemachtes Ginger-Ale mit frischem Ingwer und Minze, ohne Zucker: wunderbar erfrischend für müde Städtereisende bei Temperaturen um die 30 Grad.  

I AMsterdam ‒ Wo der Name Programm ist…

Mit neuer Kraft laufen wir zum Museumsplein, wo der berühmte Slogan der Stadt „I AMsterdam“ in ca. 2,5 Meter hohen Metallbuchstaben direkt vor dem Reijksmuseum thront.

Nachdem Dir 20 Kilometer Fußmarsch anscheinend nicht ausreichen, turnst Du kurz darauf auf den Buchstaben herum. Zum meinem Amüsement und dem der anderen Touristen, die jetzt Dich fotografieren anstatt ihre Lieben. Und natürlich lasse ich mich anstiften, krame die Kenntnisse aus alten Klettertagen hervor und voilà:

Über den Blumenmarkt

Was bei unserem Rundgang durch Amsterdam keinesfalls fehlen darf, ist der berühmte Bloemenmarkt. Hier begutachten wir das überwältigende Angebot an Samen, Saaten, Wurzeln, Knollen und Blüten. Ehrensache, dass ich meiner Omi ganz besonders bunte Tulpenknollen mitbringe. Mal sehen, ob sie im echten Leben genauso schön sind, wie auf der Abbildung…

Grachtenpracht

Malerische Grachten durchziehen die Innenstadt von Amsterdam. Darauf zahlreiche Ausflugsbote und Hausboote, die pittoresk ihre farblichen Kontraste setzen.

Als es langsam Abend wird, spazieren wir ins Jordaan-Viertel zum Abendessen. Dort liegen einige der insgesamt 2500 Hausboote Amsterdams. Ein Anblick, der zum Beobachten und Träumen von einem Sommerabend mit Freunden auf einem schnuckeligen Hausboot einlädt…

An Land finden wir eine typisch holländische Brotzeit mit altem Gouda, Käsekroketten, gegrilltem Toast und – nicht ganz so typisch – Hummus stärkt uns für unsere weiteren Abendpläne.

Abendliche Grachtenrundfahrt

Wir machen eine der letzten Grachtenrundfahrten und starten gegen 21:30 Uhr mit dem Boot in die abendlichen Kanäle.  

Der Hauptbahnhof zeigt sich beleuchtet von seiner charmantesten Seite…  

… und auch die berühmten tanzenden Häuser scheinen sich im Laternenschein zu wiegen.

Die Hitze hat sich gesenkt und sommerliche Abendluft umspielt uns, als wir uns vom Boot in Richtung Unterkunft aufmachen.

Bonusmaterial: Ein wahrhaft göttlicher Dachboden

Fast 5 Tage sind für eine Städtereise echt Luxus. Und so erreichen wir an Tag 4 den Punkt, an dem wir alles Essentielle gesehen haben. Und stehen vor der Frage, für welche Extras wollen wir uns denn jetzt entscheiden?

Unsere Wahl fällt auf ein weltweit einzigartiges Stück Amsterdamer Geschichte: Das Museum „Ons’ lieve Heer op Zolder“ (zu Deutsch: „Unser Lieber Herr auf dem Dachboden“) birgt die am besten erhaltendste Dachbodenkirche der Welt. Als der katholische Glaube in Holland als Staatsreligion abgeschafft wurde und katholische Kirchen zu protestantischen umfunktioniert wurden, standen die Katholiken vor der Herausforderung, sich alternative Kirchenlokale zu suchen. Kurzentschlossen lies ein reicher katholischer Kaufmann im 17. Jahrhundert die obersten beiden Stockwerke seines Herrenhauses inklusive Dachboden zur Kirche umfunktionieren. Und was für eine Kirche:

Vom Beichtstuhl über zwei Emporen, Sakristei, Orgel bis zu privaten Räumen für den Pastor passte alles in dieses Haus – in dem natürlich auch der Kaufmann und seine Familie lebten.

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